Beiträge von Franz
Dwertmann, Miriam Hannig und Reuven Grimberg-Adir. Die Beiträge von Miriam und
Reuven sollten ursprünglich parallel stattfinden, wurden dann aber für alle
Hörer zugänglich gemacht, allerdings verkürzt und nicht in Workshop-Format.
I. Franz Dwertmann: Israels Image in deutschen und deutsches Image in
israelischen Schulbüchern
Teil 1:
Zur Einführung des
Beitrags - Frage: Welche Kollegen setzen
Schulbücher im Unterricht ein? Antworten: Abhängig vom Fach, von der
Alterstufe, von Schulart, von Unterrichtssituation etc. Beiden Seite waren
offen für eigenes Material, aber auch für den Einsatz von didaktisch/
pädagogisch fundierten Unterrichtswerken. Es wurde von deutscher Seite
angemerkt, dass ein Lehrwerk mehrere Qualitätsprüfungen zu überstehen hat,
bevor es im Unterricht eingesetzt werden kann.
Der Beitrag selber dann gestaltete
sich in Form eines Berichts über die Kommission von deutschen und israelischen
Experten. Thema: Darstellung des Holocaust in deutschen und israelischen
Schulbüchern und der Frage des "Images of the other".
Der Vortragende wies
darauf hin, dass Sozialkundebücher (außer Politik- und
Geschichtsunterrichtswerke) neu in die Untersuchung aufgenommen wurden.
Die Kommission hat: - Veränderungen zw. 1985 und 2010 (z. Bsp.
Ost-Westkonflikt)
- Neue Generationen von Schülern (Türken in D.), Lehrern,
Büchern
- eine didaktive Aufbereitung des Unterrichtsstoffes
mit in ihre Untersuchung
aufgenommen.
Kommission:
Arbeitsgruppen bestehend
aus: Wissenschaftlern/ Fachdidaktikern/ Pädagogen
Hilfestellung bez. wissenschaftliche Beratung (Moffitt)/
methodischem Prozedere/ Untersuchung der jeweiligen Schulbüchern+Analyse/
Übersetzungen
Unterschiedliche
Schulbuchsysteme, unterschiedliche Werke (u.a. Auswahl aus 1200 SB in D - 94
ausgewählt, 120 in I - 44 ausgewählt), unterschiedliche Darstellung des
Holocaust (in 28 dt. Schulbüchern) mussten berücksichtigt werden.
Reaktionen in D.: s. TAZ
Bericht und Kommentar (Datumsangabe nicht vorhanden).
Schulbuchdiskussion: Dazu
verwies der Vortragende auf das Eckert-Institut als internationalen Vergleich.
Kriterien:
How to deal
with emotions/ The resistance of the student/ Create atmosphere/ Priority:
victims, offenders, bystanders/ Transfer to present society/ Transfer to other
peer groups (Roma, Sinti etc.)/ Opferdiskussion
Das Institut gibt keine Empfehlungen
für Lehrer.
Teil 2:
Darstellung des Holocaust
in deutschen Geschichtsbüchern:
Kritik positiv:
- Thema ist verpflichtend
→
Zivilisationsbruch/ Singularität/ chronologische
Darstellung
- viele Quellentexte → auch aus
Täterperspektive: Agitation und Verfälschung
- Darstellung der Gegenwehr der Juden, da wo realistisch, aber auch wo
nicht.
- Berichte von Betroffenen (noch mehr wäre wünschenswert) bez. auch auf Jetztzeit:
Berichte von Gleichaltrigen -
Verbindung zu heutigen Gefahren.
Kritik negativ:
- Teilhabe an kulturellem Leben findet zu wenig oder gar keine Darstellung.
- sprachlich: zu viele
Passivkonstruktionen
- keine Kontextualisierung der Fotos
- zu starke Fixierung auf prominente
Nazis, Eigenverantwortlichkeit der "kleinen
Leute" mehr in den
Vordergrund rücken.
- Es wird zu stark die deutsche
Seite betont. Andere Länder mit einbeziehen. Allg.
Verweis der Unmenschlichkeit im
Menschen fehlt.
- Vergessen wird eine Darstellung
aus der Sicht Osteuropas.
- Die Darstellung Israels allg. in
deutschen Geschichtsbüchern: Zu stark auf den
Nah-Ost-Konflikt reduziert
↓
Darstellung Deutschlands in israelischen Geschichtsbüchern:
→ einheitliche Menschheitsgeschichte
→ D wird umfassend behandelt
→ Zeit nach dem 2. Weltkrieg spielt D keine Rolle
→ Lehrplan für Geschichte in der Oberstufe: jüdische Geschichte
→ sachliche Darstellung der Judenverfolgung im Mittelalter
→ Darstellung des 19. Jh als Sonderweg der deutschen Geschichte: wird
kritisiert.
→ so auch: Weimarer Republik als Nur-Vorgeschichte für den
Nationalsozialismus
→ gelobt: allgemeine Offenheit für Geschichte (?)
Fragen an die Schüler werden in den Geschichtsbüchern formuliert so z.B.:
- Mitverantwortung der deutschen Bevölkerung am Holocaust?
- Ist der Antisemitismus in D (Europa) verwurzelt?
- Wurde Völkermord geplant?
Teil 3:
Fragen und Anmerkungen:
Annika: Wer sind "Juden" eigentlich?
Dazu Anregungen: Sprechen über das Judentum. Reflektieren über das Judentum
in komplexeren Zusammenhängen.
Franz: Kritik an Schulbüchern: Zwänge/ Platzmangel/ Darstellung in dt.
Geschichtsbüchern auf 6 Seiten (was? Holocaust/ heutiges Israel???)
Ida: Nicht nur Juden sind verfolgt und ermordet worden. Wird diese Tatsache
auch in den deutschen Geschichtsbüchern dargestellt? Antwort: Ja.
Mittelalterdarstellung in israelischen Geschichtsbüchern: D hat keine große
Gewichtung, sondern der Islam, das Christentum und die Reformation.
Neues D ist in den israelischen Geschichtsbüchern so gut wie nicht
vertreten.
Ilke: Kommentar: D gab es nicht im Mittelalter.
II. Reuven
Grimberg-Adir: The Power of Caricatures
Der Referent untersuchte den Antisemitismus in Karikaturen. Eine
Unterscheidung von Israel (Staat), Judentum, Zionismus gibt es, spielt jedoch
in ihrer defätistischen Aussage keine Rolle. Beisp. Die israelische Armee wird
in Wehrmachtsuniform dargestellt, die Shoa und die Palästinaproblematik,
Sperranlage zw. Israel und palästinensischem Gebiet mit Mauer von Auschwitz
gleichgesetzt.
Definition der Karikatur: Übertreibung gewisser Charakteristiken zum Zwecke
der Propaganda, aber auch eingesetzt als Werbeinstrument. Eine Karikatur
unterliegt keiner "Wissenschaftlichkeit", spricht letztendlich nur
Emotionen an.
Frage: An wen ist Karikatur gerichtet?
Offen. Heute übers Netz verbreitet an jeden, der sich als Adressat sieht.
Verbreitung weltweit. Breitenwirkung. Dazu: Unterschwelliger (versteckter)
Antisemitismus lässt sich über Karikaturen gut transportieren.
3 D-Standard, der in diesen Karikaturen zu finden ist: Dämonisierung,
Diffamierung, double Standard.
Andererseits: Wann ist Kritik (z. Bsp. gegenüber dem israelischen Staat
geäußert) nicht antisemitisch?
Fragen und Anmerkungen wurden während des Vortrages beantwortet bzw.
entgegengenommen.
Fazit: Durch die weltweite Vernetzung wird dem Antisemitismus Vorschub
geleistet; Karikaturen sind "exzellente Transporteure".
Aufklärung ist beste Vorsorge.
III.
Miriam Hannig: "Auschwitz will never return",
Students` Tour
Motto: Dass Auschwitz nie wieder sei! In Anlehnung an Adornos Zitat: Die
Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die beste Erziehung.
Bericht von der Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz im 70-zigsten Jahr der
Befreiung.
Ziele dieser Fahrt waren:
Wie soll die Wissensvermittlung stattfinden (päd./ meth. Ansatz)?
Welche pol. Message soll diese Vermittlung beinhalten?
Welche Schlüsse sind zu ziehen?
Die aufkommende Frage war: Was kann besser in der Vermittlung (des Holocaust)
gemacht werden?
Die Referentin berichtete über die gegenwärtige Situation in Bayern.
Eine Gedenkstättenfahrt (Besuch eines Konzentrationslagers) muss in Klasse
9 Hauptschule gemacht werden. Bei Förderschulen handelt es sich um eine
Kann-Bestimmung.
Antrag (von wem? an wen?): Soll für alle Schularten verpflichtend sein.
Anschließende Diskussion über Verpflichtung oder nicht.
Israelischer Anmerkung: Beitrag zum Rabi-Gedenktag.
Hans.Martin Trichtinger